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Berichte - Details Konzertrückblick 2009 Festival der Klänge –
fünfter Konzertabend am 28. Oktober 2009 Eine Rückschau von Franz Patocka
Nach vier Klavierabenden in Folge durfte diesmal eine Geige die Hauptrolle spielen. Das Motto, das der Geiger über diesen Konzertabend setzte, hieß „Abschied“ – in langen Konzertreisen musste er immer wieder von Menschen Abschied nehmen, die ihm viel bedeuteten –, und der schwermütige Grundton drang manchmal schwächer, manchmal deutlicher durch, aber irgendwie war er immer spürbar. Gleich mit dem ersten Programmpunkt, einer Bach-Chaconne für Violine solo, setzte Tymur Melnyk einen bedeutsamen Akzent: Wer die komplizierten, verschlungenen Passagen des großen spätbarocken Komponisten so traumwandlerisch sicher und doch so differenziert hinüberzubringen vermag, der braucht gegen den rauschenden Straßenverkehr nicht anzukämpfen, denn das Publikum hört ohnehin nur noch sein Spiel.
Gemeinsam mit dem zurückhaltend, aber keineswegs zaghaft auf den Solisten eingehenden koreanischen Pianisten Sang-Wook Jung bestritt der Geiger nach dem Eröffnungsstück den Rest des Abendprogramms. Vor der Pause verzauberte er uns noch mit Massenets „Meditation“ (Flageolett-Töne vom Feinsten!), mit Mozarts Sonate KV 304 sowie mit Fritz Kreislers „Präludium und Allegro“. Kreisler verlangt dem Interpreten eine Menge ab, nicht zuletzt Kraft, und die war ausreichend vorhanden.
Eine Bach-Chaconne zu Beginn, Tommaso Vitalis Chaconne am Ende, damit schloss sich der Kreis einer sehr klug ausgewählten Programmfolge. Die großartige Klavierbegleitung machte überdies Appetit darauf, Sang-Wook Jung einmal als Solisten begrüßen zu dürfen. Der Star des Abends hatte natürlich noch eine Zugabe im Köcher: Paganinis Caprice Nr. 24. Dieses Stück ist ein echter Prüfstein für einen Violinisten. Was immer es an technischen Herausforderungen geben mag, hier ist alles enthalten, aber unser Künstler meisterte alle Hürden, ohne dass man an irgendeiner Stelle den Eindruck gehabt hätte, er wäre an der Grenze des Leistbaren. – Tymur Melnyk ist ein Zauberer!
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