Berichte - Details Konzertrückblick 2009
Festival der Klänge –
vierter Konzertabend am 24. Oktober 2009 Eine Rückschau von Franz Patocka
Es gibt in der Welt der Konzerte offenbar zwei Arten von Publikumsmagneten: große, bekannte Künstlerpersönlichkeiten und musizierende Kinder. Letztere haben am 24. Oktober für einen solchen Zulauf gesorgt, dass die Sitzgelegenheiten in unserer kleinen Kapelle knapp wurden und im letzten Moment noch einige Stühle vom Gemeinderaum heraufgeschafft werden mussten. Man war also gespannt auf den Pianisten-Nachwuchs, und mit dem dreizehnjährigen Viktor Jugovic und dem neunjährigen Oskar Weihs hatte die Repräsentantin der Cziffra-Stiftung in Österreich, die nach ihrer Eigenbeschreibung „sehr strenge“ Yumiko Hertelendy, zwei überaus vielversprechende Talente mitgebracht.
Den ersten Teil des Programms bestritt Viktor zunächst allein, und zwar mit einer sehr einfühlsam interpretierten Aria von Johann Sebastian Bach, BWV 989, gefolgt vom Rondo op. 51 Nr. 1 von Ludwig van Beethoven und der Fantasie in Fis-Moll op. 28 des Wunderkindes Felix Mendelssohn-Bartholdy, und als Abschluss wagte er sich an den Ungarischen Tanz Nr. 5 von Johannes Brahms in der Bearbeitung von Georges Cziffra. Die unbändige Lust am Musizieren und die erstaunliche technische Beherrschung des Instruments wurden mit jedem Ton deutlich, und selbst die sich einstellenden leichten Konzentrationsschwankungen bei Beethoven und Mendelssohn-Bartholdy konnten den positiven Eindruck nicht trüben. Viktor ist jetzt schon ein großer Musiker, und eines hat er jedenfalls schon drauf wie ein gestandener Profi: das routinierte Überspielen von kleinen Fehlern und Aussetzern, die wohl nur den intimen Kennern der Stücke wirklich auffielen. Beim Ungarischen Tanz zeigte er dann aber eindrucksvoll, welch hohes Niveau er im virtuosen Bereich bereits erreicht hat.
Der kleine Oskar Weihs, noch ein Volksschüler mit einem lustigen Lausbubengesicht, war nach der Pause an der Reihe. Die ansonsten verpflichtende Interpretation einer Cziffra-Bearbeitung war ihm, wie Frau Hertelendy sagte, auf Grund seiner noch kleinen Hände erlassen worden. Eigentlich schade, denn Oskar hätte zweifellos auch das mit Bravour hingekriegt. Oskar eroberte die Herzen von der ersten Note an. Die Sonate in F-Dur KV 332 von Wolfgang Amadeus Mozart spielte er in geradezu „abgeklärter“ Weise, ohne jede Spur von Unsicherheit, und bei der Schumannschen Arabeske in C-Dur op. 18 stellte man verwundert fest, wie viel Emotion der junge Künstler in sein Spiel zu legen imstande ist. Wo ein Neunjähriger, der erst seit drei Jahren Klavierunterricht erhält, ein solches Gefühl für all das hernimmt, was über das bloße Spielen der einzelnen Noten hinausgeht, ist ein Rätsel – oder vielmehr das Ergebnis von Talent und Fleiß.
Zum Abschluss durfte das Publikum beide Buben bei der Interpretation des Brahmsschen Ungarischen Tanzes Nr.2 für Klavier zu vier Händen bewundern, dessen Schwierigkeiten sie mit Nonchalance wegsteckten, als ob sie nie etwas anderes täten.
Was außer der gelungenen Talentprobe an diesem Abend besonders auffiel, waren die vielen Kinder im Kapellenrund, die nicht den Eindruck machten, als hätten die Eltern sie mitzugehen gezwungen. In den Augen von so manchem Mädchen und so manchem Buben sah man ein Leuchten, das nur heißen konnte: „Das will ich auch können!“ Wenn der Abend des 24. November für einige ein Impuls in diese Richtung war, dürfte die musikalische Zukunft mehr oder weniger gesichert sein.
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