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Berichte - Details

Konzertrückblick 2009
Montag, 26.10.2009

 
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Eduard Kiprskiy

Festival der Klänge – 
erster Konzertabend am 
3. Oktober 2009

Eine Rückschau von Franz Patocka
Das Festival der Klänge in der St. Johannes-Nepomuk-Kapelle ist mittlerweile eine Institution geworden. Der Konzertreigen, den die Kapelle gemeinsam mit der Cziffra-Stiftung veranstaltet, steht diesmal unter dem Zeichen „in memoriam Georges Cziffra“. Der Todestag des genialen Pianisten jährt sich heuer zum 15. Mal, und selbstverständlich dürfen im Programm der Künstlerinnen und Künstler, die zu unseren Konzerten eingeladen wurden, Klavierbearbeitungen des großen Meisters selbst nicht fehlen.
Den ersten Konzertabend in diesem Herbst bestritt der 23-jährige russische Pianist Eduard Kiprskiy, seines Zeichens Gewinner des Georges-Cziffra-Preises 2007, der mit einem bunten Programm aus drei Jahrhunderten aufwartete. Zunächst begrüßten aber Gerald Mayer, der Obmann des Erhaltungsvereines der Kapelle, und Yumiko Hertelendy, die Repräsentantin der Cziffra-Stiftung, die ein untrügliches Gespür für Künstlertalente hat, das Publikum, und dann durfte der Klavierzauber beginnen.
Eduard KiprskiyEduard Kiprskiy startete mit dreien der einsätzigen Sonaten von Domenico Scarlatti, die ursprünglich für Cembalo geschrieben wurden, dem breiten Publikum aber wohl als Interpretationen auf dem Klavier bekannter sind. Danach kam ein großer Sprung – und gleich darauf wieder einer: An das Menuett „sur le nom d’Haydn“, einer melodischen Spielerei von Maurice Ravel schloss sich übergangslos, ganz ohne jede Pause, eine Sonate von Joseph Haydn an. Eduard Kiprskiy bewies damit nicht nur seine in jeder Note aufblitzende Meisterschaft auf dem Piano, sondern auch seinen Sinn für Humor, denn so mancher in der Kapelle, der den fliegenden Wechsel nicht gleich mitbekam, wird sich gewundert haben, dass Ravel so „klassisch-traditionell“ klingen kann. Der erste Teil des Konzertes endete mit einer der wohl aufregendsten Sonaten von Beethoven; die Sätze dieses Werkes mit der Opuszahl 81a sind überschrieben mit „Das Lebewohl“, „Abwesenheit“ und „Das Wiedersehen“, und obwohl man sicher nicht von Programmmusik sprechen kann, sind die Empfindungen, die sich in solchen Überschriften ausdrücken, immer klar fühlbar in Musik umgesetzt, vor allem dann, wenn ein Pianist wie Kiprskiy in die Tasten greift. Beeindruckend waren vor allem der sehnsuchtsvolle langsame Mittelsatz und – mehr noch – die überschäumende Freude im rasend schnellen Schlusssatz. Die geradezu aberwitzige Virtuosität, die Beethoven denen abverlangt, die sich an dieses Werk wagen, scheint für den jungen Künstler kein Problem darzustellen.
Nach der Pause ging die Reise durch die Jahrhunderte recht abwechselungsreich weiter: Zunächst eine Sonate von Sergej Prokofjew, bei dem – so der Eindruck dessen, der diese Zeilen schreibt – vor allem der 3. Satz, ein sehr langsames Stück im Walzertakt, hervorzuheben ist, und zwar nicht nur bezüglich der kompositorischen Leistung, sondern auch, was die Interpretation betrifft. Die virtuose Beherrschung halsbrecherischer Tempi ist sicher eine Qualität, die das Publikum zu schätzen weiß, doch auch die Fähigkeit zum Schwebenden, „Zärtlichen“, zeichnet einen wahren Künstler aus, und Prokofjews Sonate verlangt beides. Eduard Kiprskiy wird beidem voll gerecht. Nach dem kleinen, zarten Stück „Nostalgie“ von Adolph Kurt Böhm und dem „Hummelflug“ in einer Bearbeitung von Georges Cziffra (letzteres Werk ist wiederum ein Ausflug ins Virtuose) glänzt der Interpret mit einem von ihm selbst komponierten Stück: „Das Veilchen ist eine zarte Blume“; das im Titel genannte Veilchen wird zwar zwischendurch durch Fortissimo-Stürme gehörig zerzaust, was dem zarten Blümchen aber letztlich nichts anhaben kann. Man darf gespannt sein, ob sich Kiprskiy auch als Komponist einen Namen machen wird.
Dr. Elisabeth Heresch mit Eduard Kiprskiy und Yumiko HertelendyWo Cziffra(-Stiftung) draufsteht, ist immer auch Franz Liszt drin, und daher verwundert es nicht, dass als Schluss des offiziellen Programms ein Stück des großen Pianisten und Komponisten gewählt wurde: „Karneval von Pest“. Das Publikum – nicht so viele, wie man es sich vielleicht hätte wünschen dürfen, aber möglicherweise war die „Lange Nacht der Museen“ schuld an der relativ bescheidenen Besucherzahl – ließ den Künstler natürlich nicht so einfach gehen, sondern nötigte ihn zu zwei Zugaben, die ein bisschen überraschend waren: kein großes Getöse, sondern Präludien von Johann Sebastian Bach. Mit diesem von ihm sehr geschätzten Komponisten wollte sich Eduard Kiprskiy selbst einen Gefallen tun, und dem Kapellenpublikum gefiel es sowieso. Ein Künstler wie er, der das Laute und Leise, das Stürmische und das Zarte, das Alte und das Neue gleichermaßen beherrscht, kann wohl mit keinem Stück einen Fehlgriff tun.

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